Spannend bis zuletzt – aus dem Protokoll eines Kunstwettbewerbs für die TU Chemnitz
August 2025
Es liest sich wie ein Krimi: das Protokoll der Preisgerichtssitzung zum Wettbewerb Kunst am Bau der TU Chemnitz. Sieben Künstler waren 2023 dazu eingeladen worden, Entwürfe für ein Kunstwerk neben dem Neubau des Elektronenmikroskopischen Zentrums einzureichen:
Philipp Fritzsche (Leipzig), Jacqueline Knappe (Dresden), Candy Lenk (Berlin), Matthias Lehmann (Meißen), Frank Maibier (Chemnitz), Juliane Schmidt (Dresden) und ich, Stefanie Welk (Heidelberg).
Am 17. November 2023 reiste ich erstmals nach Chemnitz. Dort erfuhren wir Künstler in einem Kolloquium Details über das geplante Zentrum und seine Nutzung. Wir konnten den künftigen Standort besichtigen und uns davon für unsere Wettbewerbsarbeit inspirieren lassen. Danach folgten Monate der Vorbereitung, die parallel zu den Arbeiten für die art KARLSRUHE viel zu schnell vergingen.

Herr Prof. Undisz erläutert die Funktion eines Elektronentransmissionsmikroskops beim Ortstermin für die teilnehmenden Künstler
Am 8. Februar 2024 fuhr ich schließlich mit den anonym einzureichenden Wettbewerbsunterlagen und einem Modell meines Entwurfs nach Dresden. Denn dort musste alles rechtzeitig vor der Jurysitzung vorliegen. Die Jury tagte wiederum in Chemnitz.

Visualisierung der Plastik IMPACT.
Am Montag, 26. Februar, startete das Verfahren um 10 Uhr. Wie gern wäre ich heimlich dabei gewesen, um die drei intensiven Wertungsrunden mitzuerleben.
Nach den Formalien ging es zunächst darum, ob jede Arbeit mindestens eine Stimme dafür erhalten würde, dass sie im Wettbewerb bleiben soll. Diese Hürde nahmen alle Entwürfe.
Die zweite Runde nach „einer umfassenden tieferen Diskussion direkt an den Arbeiten“ entwickelte sich für die ersten Kandidaten zu einer K.O.-Runde: Dieses Mal mussten sich die sieben Jurymitglieder für oder gegen den Verbleib jeder Arbeit im Wettbewerb entscheiden. Die einfache Mehrheit entschied.
Ein Entwurf erhielt alle 7 Stimmen für den Verbleib. Bei drei Arbeiten lag das Verhältnis für eine weitere Runde bei 6 Pro- und 1 Contra-Stimme. Doch für 3 Arbeiten endete hier bereits der Wettbewerb.
Erneut wurde intensiv diskutiert. Die nächste Hürde des Mehrheitsentscheids nahmen zwei der vier verbliebenen Arbeiten. Der Entwurf mit ursprünglich 7 Befürwortern schaffte es nicht in die nächste Runde.
Damit ging es in die letzte, entscheidende Abstimmung. Die Entwürfe wurden „weitergehend hinsichtlich ihrer konzeptionellen Ansätze“ intensiv diskutiert. Dann stellte der Vorsitzende der Jury die alles entscheidende Frage: „Welche der beiden Arbeiten soll als Gewinner des Verfahrens bestimmt werden?“ Jedes der sieben Jurymitglieder hatte eine Stimme. Damit war klar, dass es in dieser Runde einen Sieger geben würde. Ein Unentschieden war nicht möglich.
Die Abstimmung endet mit folgendem Ergebnis
1004: 2 Stimmen
1006: 5 Stimmen
Am Tag der Jurysitzung klingelte mein Telefon um 13:09 Uhr. Die letzte Wertungsrunde war zu diesem Zeitpunkt gerade abgeschlossen. Es war ein Anruf aus Chemnitz, den ich verpasste. Doch das bemerkte ich erst am Nachmittag. Aufgeregt rief ich zurück und erfuhr: Meine Arbeit trug die Nummer 1006 – ich habe den Wettbewerb gewonnen!
Der Entwurf meiner Plastik IMPACT ist seinem Titel gerecht geworden und hat die Jury beeindruckt.
Weitere Informationen zum Wettbewerb gibt es in der Pressemitteilung im Medienservice der Sächsischen Staatskanzlei: https://www.medienservice.sachsen.de/medien/news/1073701.
Inzwischen ist IMPACT realisiert. Den Weg vom Modell zum fertigen Werk habe ich in dem Blogbeitrag „IMPACT – jenseits des Selbstverständlichen“ beschrieben.
Ein Film über die Entstehung von IMPACT ist in Vorbereitung und wird am Tag des offenen Ateliers am 25. Oktober in meinem Atelier in der Robert-Bosch-Straße 52 in Walldorf erstmals gezeigt. Der Tag des offenen Ateliers beginnt um 14 Uhr. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen sind willkommen!